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“Nein, ich möchte keine Kinder!” Wieso wird es Frauen ohne Kinderwunsch so schwer gemacht?

Frauen die definitiv sagen, dass sie keine Kinder möchten, werden teilweise ziemlich seltsam angeschaut, oder auch belächelt. Denn was könnte es für eine Frau Schöneres geben, als irgendwann Mutter zu werden? So denkt jedenfalls ein Großteil der Gesellschaft. Und klar – Kinder sind sicherlich schön. Doch jeder Mensch hat das Recht, zu entscheiden ob er Kinder haben möchte. Bei Frauen geht man seltsamerweise von vornherein davon aus, dass sie einen Kinderwunsch haben. Dabei entscheiden sich mittlerweile immer mehr Frauen bewusst gegen Kinder – und das nicht unbedingt, weil sie Kinder nicht mögen. Vielmehr sind berufliche Perspektiven für Mütter schlechter, zudem haben viele Frauen Probleme, die Kinderplanung irgendwo zwischen Schule, Ausbildung oder Studium und Beruf unterzubringen.
Manche fühlen sich schlichtweg überfordert und alleingelassen, andere haben einfach keine Lust, hinterher als Hausfrau zu enden, nur weil sie in der berufstechnisch besten Zeit ihres Lebens Kinder bekommen haben und deswegen ihren Job aufgeben mussten.

“Wie, du willst keine Kinder?”
Anders als Männer, die kaum dazu befragt werden, ob sie dazu beitragen möchten, Kinder in die Welt zu setzen, werden Frauen dauernd gefragt, wie, wann und ob sie denn planen, Nachwuchs zu haben. Das bringt diese manchmal ganz schön in Erklärungsnot. Ist ein gewisses Alter erreicht (so ab Ende 20 geht es meist los), dann hat man als Frau manchmal das Gefühl, dass Eltern und Umfeld bei jedem weiteren Lebensschritt darauf warten, wann denn nun die frohe Botschaft der Schwangerschaft eintreten mag. Studium fertig? Promotion geschrieben? Seit einigen Jahren erfolgreich im Job? Dann ist es laut allen anderen Menschen aus dem näheren Umkreis der Frau doch „bald an der Zeit für ein Kind!“.
Ist der richtige Partner dazu noch nicht gefunden, dann wollen Eltern manchmal noch tatkräftig bei der Partnersuche mithelfen. Sie sind oft diejenigen, die am wenigsten verstehen, wieso sich die eigene Tochter gegen Kinder entscheidet.  Freunde sind da meist zurückhaltender, auch wenn es hier natürlich auch vorkommen kann, dass manche nicht verstehen, wieso man sich gegen eine Familie mit Kindern entscheidet.

Eine Frau, die keine Kinder möchte, gilt oft als egoistisch
„Die ist ja nur auf Karriere aus!“, oder „kein Wunder, dass die Deutschen immer weniger werden!“, sind nur einige der Sprüche, die Frauen zu hören bekommen, wenn sie keine Kinder kriegen. Oft werden sie als karriereorientierte Egoistinnen betrachtet, die allein um ihretwillen keine Kinder bekommen, lieber durchschlafen möchten als zu stillen, lieber in schönen Restaurants essen, als das Kind zuhause zu füttern. Manchen Frauen, die in sozialen Berufen, wie zum Beispiel als Erzieherin oder Lehrerin arbeiten, wird sogar vorgehalten, dass sie doch gar nicht wirklich verstehen könnten, was sie da tun, wenn sie selber keine Kinder haben. Solche unbegründeten Aussagen treffen jede Frau hart. Denn die Kernaussage dabei ist immer: „Du hast keine Berechtigung gut zu leben, wenn du nicht deine Pflicht erfüllst und Mutter wirst!“.

Frauen sollen perfekt sein, da passen Kinder oft nicht mehr ins Lebenskonzept
Frauen sollen gut aussehen, schlank und jugendlich sein, dazu am besten erfolgreich im Beruf und allseits beliebt. Eine Schwangerschaft mit allem, was dazugehört, stört dieses Bild der Perfektion erheblich. Nach der Schwangerschaft gibt es ein paar Pfunde mehr am Bauch, auch die Brust ist nach dem Stillen vielleicht nicht mehr so makellos, wie vor der Schwangerschaft. Dann kommt Druck von Prominenten, die angeblich nur Tage nach der Geburt schon wieder aussehen, wie aus dem Ei gepellt und in Talkshows lang und breit darüber schwadronieren, was für einen strengen Sport- und Ernährungsplan sie dafür einhalten müssen. Hinzu kommt, dass Schwangere von der Gesellschaft teilweise wie Kranke behandelt werden, obwohl die Schwangerschaft an sich kaum Einschränkungen in Freizeit und Beruf birgt. Welche Frau setzt das nicht unter Druck? Frauen, bei denen kein definitiver Wunsch nach einem Kind vorhanden ist, entscheiden sich durch den äußeren Druck so häufiger gegen das Kinderkriegen – es birgt wesentlich weniger Stress und Probleme. Wären die Bedingungen für die Frauen anders, wie zum Beispiel attraktive Möglichkeiten um auch während der Schwangerschaft und nach der Geburt gesellschaftlich und beruflich aktiv zu bleiben, dann würde dies möglicherweise ganz anders aussehen.

Mehr Männer als Frauen wollen keine Kinder
Männer werden bei der ganzen Kinderwunsch-Geschichte oft komplett außen vor gelassen. Leider, denn eigentlich sollte unsere Gesellschaft über das „Kinderkriegen ist Frauensache“-Klischee so langsam hinweg gekommen sein. Laut Umfragen möchten haben 23% der Männer, aber nur 15% der Frauen keinen Kinderwunsch. In offiziellen Statistiken beispielsweise wird trotzdem nur erhoben, wie viele kinderlose Frauen es gibt. Auf die kinderlosen Männer wird dabei überhaupt nicht eingegangen. Dadurch, dass es mehr Männer gibt, die keine Kinder wollen, gibt es sicherlich auch Frauen, die aufgrund des fehlenden Kinderwunsches ihres Partners auf das gemeinsame Kind verzichten.

Sich für oder gegen ein Kind entscheiden zu können ist positiv
Früher bekamen viele Frauen Kinder, weil es „sich eben so gehörte“, sie keine andere Lebensperspektive hatten, oder eben weil es mit der Verhütung nicht geklappt hatte. Dabei kam es gar nicht darauf an, ob die Frau ein Kind wollte, oder ob sie heiraten wollte. Heute hingegen werden wesentlich mehr Wunschkinder geboren. Diese Kinder wachsen in guten Verhältnissen auf, die Eltern wissen, dass sie die finanziellen Mittel haben und in einer harmonischen Partnerschaft leben, die dem Kind einen guten Start ins Leben garantieren kann. Dies muss man auf jeden Fall positiv sehen, denn diese Eltern entscheiden sich ganz bewusst dafür, ein Kind zu bekommen. Es passiert nicht einfach, oder das Kind wird geboren, weil es halt dazugehört. Menschen, bei denen sich der Kinderwunsch nicht einstellt, treffen auch eine positive Entscheidung, denn sie gebären kein Kind, nur weil sie es müssen.
Frauen, die keine Kinder bekommen, sind im Alter auch nicht unglücklicher, als Paare oder Singles mit Kindern. Soziale Netzwerke, Freunde und eine gute gesellschaftliche Einbindung sind es nämlich, was zählt. Selbst, wenn man Kinder hat, kann man ja auch nicht bestimmen, dass diese im Alter ständig in der Nähe sein müssen – so mancher hat sich schon darüber geärgert, dass die eigenen Kinder weit weg wohnen und somit das Privileg „von den Kindern im Alter versorgt werden zu können“, einfach wegfällt.
Eine freie Wahl zu haben ist somit immer das beste – wer eine Entscheidung trifft, mit der er glücklich ist, braucht sich von anderen oder von Vorurteilen kein schlechtes Gewissen machen zu lassen.

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