Zu schnell, zu viel, zu nah – Bindungsangst bei Singles
Bindungsangst – was ist das, wie gehe ich damit um und wie kann ich sie überwinden?
In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit dem Thema Bindungsangst. Was versteht man darunter?
Die meisten Menschen sehen sich nach einem Partner, der ihnen in schweren Zeiten zur Seite steht, sie liebt und unterstützt, einfach jemanden, mit dem sie durch dick und dünn gehen können.
Singles mit Beziehungsangst sehen die Sache anders. Für sie ist der Gedanke an eine lange Beziehung eher abschreckend.
Bindungsangst bedeutet, dass man die Nähe des Partners nicht über einen längeren Zeitraum ertragen kann, panisch wird und sich so schnell wie möglich zurückzieht. Singles, die unter Bindungsangst leiden erleben es immer wieder, dass sie sich in einen Partner verlieben, eine Beziehung mit diesem aber dann nicht aufrecht erhalten können.
Da die unter Bindungsangst leidenden Singles dem neuen Partner dies natürlich nicht ins Gesicht sagen können, suchen sie Ausreden, warum sie zum Beispiel das Wochenende nicht zusammen verbringen können, warum sie abends doch nicht übernachten können oder warum der mit viel Liebe geplante gemeinsame Urlaub doch ins Wasser fallen muss.
Gründe dafür sind ein immer wieder einsetzender Fluchtreflex, wenn es in einer Beziehung enger wird. Die Betroffenen leiden darunter genauso, wie die Partner, die sie durch ihre Flucht verletzen und abweisen.
Wie empfinden Personen mit Bindungsängsten eine beginnende Beziehung?
Am Anfang einer Beziehung sind Personen mit Bindungsängsten ähnlich, wie andere Singles auch. Sie flirten, möchten gerne einen Partner kennenlernen und freuen sich auf gemeinsame Abenteuer und Erlebnisse. Die Phase der rosaroten Brille ist sozusagen bei ihnen genauso wirksam, wie bei anderen Singles auf Partnersuche auch. Nach einigen Wochen klingt die Verklärung durch die rosa Brille ab, die frisch verliebten kommen so langsam von Wolke 7 wieder zurück auf die Erde. Und plötzlich ist sie da – die Bindungsangst.
Das Zusammensein mit dem gerade neu kennengelernten Partner wird nicht zur schönsten Sache der Welt, sondern eher zu einer immer stärker werdenden Belastung. Ängste, die Singles normalerweise gar nicht kennen, treten auf den Plan und verderben die Zeit mit dem neuen Partner.
Um was für Ängste handelt es sich bei Singles mit Bindungsangst?
Die Singles verknüpfen eine Beziehung nicht mit schönen Dingen wie Liebe, Bestätigung oder Zusammenhalt, sondern eher mit einer Bedrohung. Die meisten Menschen sind geehrt durch den Gedanken, in einer Beziehung oder einer Ehe auch Verantwortung für den Partner zu übernehmen.
Singles mit Bindungsangst fürchten diese Verantwortung, ja lehnen sie geradezu ab.
Es ist ganz natürlich, Kompromisse zu machen, wenn man sich in einer Beziehung auf einen anderen Menschen einlässt und ihn / sie glücklich machen möchte. Man gibt also, nimmt nicht nur und muss dadurch ein Stück weit auch verzichten können. Bei diesem Punkt haben Menschen, die unter Bindungsangst leiden, das Gefühl, zu kurz zu kommen, sich selbst in der Beziehung zu verlieren.
Sie haben Angst, dass sie zum Beispiel in der Beziehung keinen Freiraum mehr haben und durch den Partner zu sehr eingeengt werden könnten. Gerade, wenn sie vorher sehr lange Single waren, potenzieren sich die Ängste. Denn Langzeitsingles haben ihr eigenes Leben, ihre eigenen Vorstellungen davon, wie es aussehen soll.
Eine Kombination von einem Menschen mit Bindungsangst und einem Partner, der sehr stark klammert, oder eifersüchtig reagiert, funktioniert daher in den meisten Fällen überhaupt nicht. Für Menschen mit Bindungsangst ist es ohnehin schwer, sich auf jemanden einzulassen, reagiert dieser Partner dann auch noch mit Eifersucht und Klammerverhalten auf die Rückzugsstrategien des anderen, dann kommt es meist relativ schnell wieder zur Trennung.
Wo liegen die Ursachen für eine Beziehungs- oder Bindungsangst?
Laut Experten für Partnerschaft und Beziehung liegen die Ursachen für eine Bindungsangst bei Singles in einem unerfüllten Bedürfnis nach mehr Nähe und Intimität in der Kindheit. Singles mit Bindungsängsten hatten oft sehr distanzierte Eltern, die ihnen nicht das Maß an Geborgenheit geben konnten, das die Kinder brauchten.
Wie erkenne ich einen Menschen, der unter Bindungsangst leidet?
Singles mit Bindungsangst haben meist sehr viele Strategien, die sie anwenden, um den Partner auf Abstand zu halten. Selten lassen sie sich überhaupt auf eine wirklich enge Bindung ein, meist besteht ihr Liebesleben eher aus flüchtigen Affären, Geliebten oder One Night Stands.
Treffen sie jemanden, in den sie sich verlieben, dann möchten sie zu Anfang schon versuchen, eine Beziehung zu führen, sind dann sehr zugewandt und verlässlich.
Nach den ersten paar Monaten werden sie jedoch immer kälter, wenden sich ab, scheinen aus unerklärlichen Gründen plötzlich nicht mehr verliebt zu sein. Sie finden Ausreden, um nicht zu Verabredungen erscheinen zu müssen, verstricken sich jedoch immer mehr in ihren Lügen, sodass ihnen hinterher nur noch eines bleibt: bei Nacht und Nebel zu verschwinden, oder sich vom Partner zu trennen. Als betroffener Partner weiß man überhaupt nicht, was man eigentlich falsch gemacht hat. Denn ganz egal, wie sehr man versucht, etwas richtig zu machen, es funktioniert nicht.
Was tun bei Bindungsangst? Wie helfe ich mir selbst?
Zunächst einmal muss man sich eingestehen, dass man Angst vor den Dingen hat, die mit einer Beziehung verbunden sind. Man sollte versuchen, sich genau die Sachen vor Augen zu führen, die das Führen einer Partnerschaft unmöglich machen. Ist es die Verantwortung, die teilweise Selbstaufgabe, die man befürchtet?
Egal, was es ist: das Wichtigste ist, es sich selbst klar zu machen.
Im nächsten Schritt sollte man sich überlegen, ob die gefühlte Bedrohung überhaupt so schlimm ist, wie man sie sich immer ausmalt. Wird ein Partner, der uns liebt, es wirklich nicht aushalten können, dass wir unsere Privatsphäre wahren wollen oder ein paar Tage in der Woche Zeit für uns allein brauchen? Wohl kaum, denn das ist in guten Beziehungen eigentlich völlig normal. Jeder hat das Recht, Wünsche zu äußern und auch in einer Beziehung eine eigene Meinung zu behalten.
Hat man sich dies klargemacht, kann man entscheiden, wie man weiter vorgehen möchte. Befindet man sich gerade noch in einer Partnerschaft, dann ist es sehr wichtig, dem Partner gegenüber ehrlich zu sein, und das Problem zur Sprache zu bringen.
Es kann durchaus sein, dass man das Problem der Bindungsangst nicht ganz alleine überwinden kann. Sich professionelle Hilfe beim Therapeuten oder auch in Selbsthilfegruppen zu holen ist eine sehr gute Möglichkeit, Unterstützung durch Experten und andere Betroffene zu bekommen.
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