Bin ich homosexuell?
Vielleich für einige eine etwas zu direkte Frage, aber besonders Jugendliche und junge Erwachsene stellen sich diese Frage in ihrer Selbstfindung und fühlen sich dabei oft allein gelassen. In unserer Gesellschaft ist Homosexualität leider immer noch ein ziemliches Tabuthema, wenige sprechen offen darüber, selber homosexuell zu sein.
Möchte man jemanden beschimpfen, benutzt man Worte für Homosexuelle, in manchen Ländern können sich Menschen, die das gleiche Geschlecht lieben, gar nicht öffentlich zeigen, da sie sich damit in Gefahr begeben.
“Na klar, das ist schlimm”, mögen sich viele jetzt denken und sind insgeheim ziemlich froh, nicht “betroffen” zu sein. Doch für diejenigen, die vermuten homosexuelle Neigungen zu besitzen, wird es oft ganz schwierig, weil sie nicht wissen, an wen sie sich mit diesen Gedanken und Gefühlen wenden können. Wer bis in die frühe Jugend zurückdenkt, der findet vielleicht auch bei sich selbst so eine Episode der sexuellen Verwirrung. Doch ab wann gilt man wirklich als homosexuell? Wo liegen die Grenzen zum Heterosexuellen oder der Bisexualität?
Verwirrung der Gefühle oder der Geschlechtsidentität
Mal wieder ist es die ungeliebte Pubertät: hier finden die meisten von uns ihre sexuelle Identität und wissen, ob sie hetero oder homosexuell sind. Doch für einige ist dieser Weg zur Erkenntnis nicht ganz klar und äußerst verwirrend. Mal fühlt man sich zu Männern hingezogen, dann wieder zu Frauen. Eine wirkliche Richtung lässt sich nicht erkennen. Ganz wenige sagen definitiv, dass sie von Anfang an wussten, dass sie homosexuell oder heterosexuell sind.
Wer sich in der Teenagerzeit befindet, der muss sich nicht unbedingt “Sorgen” machen, homosexuell zu sein, wenn er sich ab und an zu Personen des gleichen Geschlechts hingezogen fühlt, denn in der Pubertät sind solche Gefühle ziemlich normal. Und auch, wenn man meint, mit diesen Gefühlen allein dazustehen, so ist man keinesfalls allein. Wie gesagt durchleben sehr viele eine Phase, bei der sie ihre Gefühle nicht einordnen können.
Manchmal kommt auch noch eine Verwirrung der Geschlechtsidentität hinzu – Mädchen wollen Jungen sein, Jungen möchten sich eher weiblich verhalten. Hier haben Mädchen noch den eindeutigen Vorteil, dass sie sich problemlos “jungenhaft” anziehen können. Jungs in Mädchenkleidern ecken da schon eher an einigen Grenzen an.
Nicht gleich verzweifeln
Zunächst: Homosexualität ist nichts, weswegen man verzweifeln müsste, oder wegen dessen man sich schämen müsste. Ganz im Gegenteil – es ist ein genauso erfüllender Weg, mit einem Partner glücklich zu werden.
In der Kindheit oder Pubertät hat man vielleicht “Angst”, homosexuell zu sein, das liegt aber eher daran, dass man sexuell unerfahren ist und die Heterosexualität größtenteils als “Norm” anerkannt ist.
Bei vielen Mädchen gibt es irgendwann die Zeit, in der das Küssen mit der besten Freundin geübt wird. Hier merken einige, dass es kribbelt. Das muss kein Zeichen für Homosexualität sein, es ist einfach ein Zeichen, dass man an körperlicher Nähe Gefallen findet. Zudem spielen in diesem Alter die Hormone ziemlich verrückt.
Mit den ersten sexuellen Erfahrungen wird der Weg hin zur sexuellen Identität meist klarer. Das junge Erwachsenenalter ist die Zeit, in der sexuelle Wünsche hinterfragt und ausprobiert werden – dazu zählt auch, herauszufinden, ob man heterosexuell oder homosexuell ist, oder vielleicht eben einfach bisexuell.
Angst vor der Homosexualität
Manche haben regelrecht Angst davor, sie könnten homosexuell sein. Dabei ist es eine ganz normale Art der sexuellen Entwicklung – dies ist mittlerweile in sehr vielen fortschrittlichen Ländern offiziell anerkannt, in vielen mehr leider noch nicht.
Ganz grundsätzlich ist es jedoch keine Entwicklung, die Angst machen sollte, oder falsch ist.
Leider hapert es trotzdem noch besonders bei der Gleichberechtigung von Homo- und Heterosexuellen, genauso wie an der gesellschaftlichen Akzeptanz. Aus Angst, von Familie und Freunden verstoßen zu werden, gestehen sich viele ihre Homosexualität nicht ein und versuchen, ein heterosexuelles Leben zu führen.
Im Erwachsenenalter kristallisieren sich Gefühle klarer heraus. Man kann eher definieren, ob man sich viel mehr zu Männern hingezogen fühlt, als zu Frauen, oder andersherum. Oder man merkt, dass man zwar dem gleichen Geschlecht nicht abgeneigt ist, auf Dauer aber eine Beziehung mit einem Partner des anderen Geschlechts führen möchte – der klassische Fall von Bisexualität.
Die Grenzen sind fließend und nicht immer deutlich erkennbar – Diese Fragen können weiterhelfen.
Steht man gerade an einem Scheideweg im Leben und stellt sich die wichtige Frage, ob man homosexuell oder heterosexuell ist, dann können einige Fragen vielleicht helfen und den Weg klarer machen.
Wie fühlt man sich beim Liebesspiel mit einem Partner des gleichen Geschlechts? Ist es erfüllend und macht mehr Spaß, als wenn man eine Nacht mit einem Partner anderen Geschlechts verbringt?
Gerade dabei können viele Unsichere ein Aha-Erlebnis haben.
Hat man das Gefühl, dass man einen Partner gleichen Geschlechts lieben kann? Oder geht es lediglich um ein Abenteuer ab und an? Wichtig ist es, einmal darüber nachzudenken, ob man sich sogar eine gleichgeschlechtliche Beziehung vorstellen kann. Manche finden wirklich ausschließlich den Gedanken daran spannend, nicht NUR mit andersgeschlechtlichen Partnern zusammenzusein und wünschen sich gelegentliche One Night Stands mit einem gleichgeschlechtlichen Partner. Eine Beziehung wollen sie lieber mit einem Partner des anderen Geschlechts führen.
Fühlt man sich in der Beziehung nicht wohl, oder vermisst irgendetwas?
Manchmal fühlt man sich in seiner Beziehung mit einem andersgeschlechtlichen Partner nicht wohl, weiß aber nicht so recht warum und findet keinen genauen Grund. Hier kann ebenso ursächlich sein, dass man eigentlich homosexuell ist.
Gab es schon immer Interesse am gleichen Geschlecht oder stellt man sich heimlich manchmal sogar genau vor, wie es wäre, mit einem Partner des gleichen Geschlechts zusammen zu sein?
Wer viele dieser Fragen mit “Ja” beantworten kann, oder auch ernsthaft über die wahrheitsgemäße Beantwortung nachdenken muss, der könnte eine homosexuelle Neigung besitzen.
Und was nun?
Wer der Überzeugung ist, homosexuell zu sein, der sollte sich freuen, dass er seine sexuelle Identität gefunden hat. Zwar ist es meist ein schwierigerer Weg, als der vieler Heterosexueller, doch für ein erfülltes Leben und eine glückliche Partnerschaft lohnen sich die Hindernisse.
Wer Angst hat, dass Familie und Freunde ablehnend reagieren, der braucht einen kompetenten Gesprächspartner. Es gibt viele Beratungsstellen, die hier weiterhelfen. Auch kann man natürlich anonym im Internet Fragen stellen, Antworten erhalten und Rat bekommen.
Verzweifeln sollte hier niemand. Denn zum Glück wird unsere Gesellschaft immer offener und Homosexualität ist definitiv nichts, wofür man sich schämen müsste.
Jetzt kostenlos anmelden bei www.blinddateclub.de