Festigt die Ehe die Beziehung? Und ist Heiraten bei Beziehungsproblemen wirklich sinnvoll?

Festigt die Ehe wirklich die Beziehung?
Viele Menschen denken, dass die Heirat quasi die Krönung einer Beziehung ist – sie ist angeblich der Beweis dafür, dass die Liebe dieses Paares so stark ist, dass sie auch harte Zeiten übersteht. Eine Ehe ist ein Zugeständnis an den Partner, das sagt: Ich möchte mein Leben lang mit dir zusammen sein. Und ich bin bereit dazu, mich Streit, Meinungsverschiedenheiten und auch schweren Zeiten zu stellen, um mit dir glücklich werden zu können.
Für manche Paare ist sie also das Non Plus Ultra – der erstrebenswerteste Status einer Beziehung. Eine glückliche Beziehung, in der die Partner sich beide für eine Heirat entscheiden steht sicherlich unter einem guten Stern. Manchmal jedoch entscheiden sich Paare aus ganz anderen Gründen für eine Ehe – nämlich, weil sie fürchten, dass ihre Partnerschaft bereits so viele Probleme zu bekämpfen hat, dass die Ehe eine Möglichkeit der Rettung für die Beziehung zu sein scheint.
Doch inwiefern trifft so etwas wirklich zu? Kann eine Ehe dabei helfen, eine Beziehung aus dem Aus zu manövrieren? Festigt eine Ehe die Beziehung so, dass einem langfristigen Glück in der Partnerschaft nichts mehr im Wege steht?

Eine Ehe als Beziehungsretter?
Eine Ehe hat viele Funktionen – nur das Retten von Beziehungen gehört sicherlich nicht dazu. Ganz im Gegenteil: Paare, die sich viel streiten und sich ihrer Beziehung nicht mehr sicher sind, sollten lieber über eine Konfliktlösung oder Trennung nachdenken, als dass sie sich vor einen Traualtar stellen. In manchen Situationen denken Menschen, dass es ein Liebesbeweis ist, dem Partner oder der Partnerin einen Heiratsantrag zu machen, um zu zeigen, dass die Liebe (doch) sehr groß ist. Leider funktioniert das meist nur für eine ganz kurze Zeit, denn Beziehungsprobleme lösen sich durch durch eine Hochzeit sicherlich nicht. Vielleicht geraten sie für eine kurze Zeit in den Hintergrund, da beide Partner mit der Hochzeitsvorbereitung beschäftigt sind, spätestens aber wenn der Alltag wieder einkehrt, dann kommen auch die verdrängten Probleme zurück.

Die Hochzeit an sich ist eine Beziehungsbelastung
Die Hochzeit und alles was dazu gehört ist schon für eine gute Beziehung eine kleine Belastungsprobe – viel will organisiert werden, die Partner müssen gut zusammenarbeiten, um die Hochzeit zum hoffentlich schönsten Tag des Lebens werden zu lassen. Klar – es entsteht in der Zeit vor der Hochzeit auch ganz viel Vorfreude und schöne Momente. Trotzdem setzt es ein Paar auch unter Druck, einen solchen großen Tag zu organisieren. Normalerweise klappt das ganz gut, wenn die Partner mit sich im Reinen sind, Kompromisse schließen können und die Kommunikation gut funktioniert.
Wenn ein Paar allerdingsn schon im Alltag über Kleinigkeiten, wie das Abwaschen oder das Müllrausbringen streitet, dann wird es bei der Hochzeitsplanung wahrscheinlich zu ganz anderen Meinungsverschiedenheiten und Streitereien kommen.

Viele Scheidungen wären vermeidbar
Ja, viele Scheidungen wären vermeidbar – wenn Paare nicht heiraten würden, um ihre eigentlichen Probleme zu verschleiern. Es ist schön, sich auszumalen, dass eine glückliche Hochzeit alle Probleme löst. Nur wie soll das funktionieren, wenn beide Partner sich weigern, die wahren Probleme der Beziehung anzusprechen und eine Lösung zu suchen? Auch wenn die Partner heiraten wird es im Verlauf der Ehe dazu kommen, dass die alten Probleme weiter bestehen und die Frustration über ungelöste Konflikte anwächst. Ob es ein unerfülltes Liebesleben, Probleme mit Fremdgehen, mit Affären oder vielleicht finanzielle Konflikte mit dem Partner sind – all solche Dinge sind lösbar, wenn sie angesprochen werden. Ein klärendes Gespräch mit dem Partner hat oft das Potential, die Beziehung retten zu können und bestehende Probleme zu lösen oder wenigstens Kompromisse zu schließen. Manchmal ist das Ergebnis allerdings auch eine Trennung – dies muss man sich natürlich vor Augen führen. Allerdings ist die endgültige Trennung bei so mancher unglücklichen Beziehung oftmals die einzige Lösung, damit beide beteiligten Partner im Endeffekt glücklich werden können.

Existentielle Beziehungsprobleme lieber vor einer Hochzeit angehen
Denken Sie darüber nach, den Partner zu heiraten, weil sie die Beziehung retten wollen? Sind Sie sich wirklich sicher, dass das die richtige Lösung ist? Man kann schlecht sagen, ob es nun eher Frauen oder eher Männer sind, die versuchen, die Beziehung durch eine Ehe zu retten. Viele Menschen tendieren jedoch dazu, zu meinen, dass dies hauptsächlich Frauen sind. Es ist tatsächlich so, dass Frauen oft „bindende“ Lösungen suchen, um eine Beziehung zu sichern. Sei es nun der Versuch einer Ehe, oder aber ein Kind. Beides sind leider keine Lösungen, zu denen man raten sollte. Oft ist es so, dass die betreffenden Menschen Angst haben, den Partner zu verlieren, sie hoffen, durch eine „festere“ Bindung in einer Ehe (oder durch ein Kind) die Beziehung noch einmal zu bekräftigen und den Partner an sich zu binden.
Leider funktioniert das meist nicht, denn der Partner / die Partnerin wird weiterhin unzufrieden sein und durch das Klammerverhalten nicht dazu ermutigt werden, die Beziehung zu verbessern.
Oftmals kommt es gerade dann zu einer Eskalation, weil der unzufriedene Partner in der Beziehung Angst hat, in einer unglücklichen Ehe gefangen zu werden. Sinnvoller ist es also sicherlich, die Hochzeit als Problemlöser ein für alle Mal zu vergessen. Auch wenn sie für den Moment die Fassade einer glücklichen Beziehung, eines glücklichen Paares vorgaukeln kann, wenn es in Wirklichkeit nicht so ist, macht die Ehe nichts besser, als es vorher war.